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Der Mystery- und Abenteuerroman ab 10 Jahren

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Gibt es an eurer Schule auch diese Türen, die nie offenstehen? Türen, die einfach da sind, an denen man immer mal wieder vorbeigeht, ohne zu wissen, was hinter ihnen steckt? Die neugierige Medina öffnet im Keller ihrer Schule eine finstere Tür, die seit Jahrzehnten verschlossen war. Zusammen mit dem Obernerd Max ergründet sie das Geheimnis hinter der verbotenen Tür und überschreitet die Schwelle zu einem packendem Abenteuer.

Kapitel 1

Die schwarze Tür

 

Gibt es an eurer Schule auch diese Türen, die nie offenstehen? Türen, die einfach da sind, an denen man immer mal wieder vorbeigeht, ohne zu wissen, was hinter ihnen steckt. Vielleicht befindet sich dahinter nur ein Raum mit verstaubten, alten Akten. Vielleicht führt sie zu einer Besenkammer, die erst abends vom Reinigungspersonal aufgeschlossen wird, dann, wenn die Schule leer und wie ausgestorben daliegt. Vielleicht lauert dort jedoch auch ein dunkles Geheimnis.

Die Tür in dieser Geschichte gehört zur letzten Kategorie.

Und das Geheimnis hinter dieser Tür war dunkelbraun.

 

Den meisten Schülerinnen und Schülern auf Medinas Schule war vollkommen egal, dass es an ihrer Schule eine Tür gab, die niemand jemals offen gesehen hatte. Medina jedoch war von der Tür fasziniert. Sie entdeckte die Tür im Schulkeller, als sie kurz vor den Sommerferien mit anderen aus der Klasse half, nach dem Schulfest Bierzeltbänke in den Schulkeller zurückzutragen. Es handelte sich um eine große, schwere Eisentür, vor der einige Kartons gestapelt waren, die so verstaubt aussahen, als hätte sie seit Jahren keiner mehr berührt. Und wenn seit Jahren keiner mehr diese Kartons angefasst hatte, dann war bestimmt auch seit Jahren keiner mehr durch diese wuchtige Tür gegangen.

Natürlich fragte Medina sofort ihre stellvertretende Klassenlehrerin Frau Scheuermann, als diese gerade einen Bierzelttisch heranschleppte.

„Keine Ahnung, Medina!“, antwortete Frau Scheuermann vor Anstrengung schnaufend. „Diese Tür ist immer zu. Der Schlüssel für die Tür war schon verloren gegangen, da war ich noch eine junge Lehrerin.“

Das musste lange her sein, denn Frau Scheuermann stand kurz vor der Pensionierung. Sie unterrichtete Kunst, Musik und Philosophie und sah aus wie die Wahrsagen-Lehrerin aus den Harry-Potter-Filmen in Hippie-Klamotten.

„Und hat seitdem niemand versucht, mal das Schloss zu knacken, um zu gucken, was hinter der Tür ist?“, wollte Medina wissen.

„Nein, alle machen einen großen Bogen um diese Tür. Sie sieht ja auch nicht sehr einladend aus in dieser unbunten Farbe.“, meinte die Lehrerin.

„Ich habe mal gehört, dass der Schlüssel nicht verloren gegangen ist, sondern versteckt wurde“, mischte sich Max ein. Er war zwar der Kleinste aus der Klasse, aber er hatte das größte Gehirn, die größte Klappe und das größte Ego, „Der ehemalige Hausmeister hat mir mal kurz vor seiner Rente bei einem Interview für die Schülerzeitung erzählt, dass es in dieser Schule eine Tür im Keller gibt, die niemand öffnen darf. Da er aber schon etwas verwirrt war, kann diese Information nicht verifiziert werden.“

„Was meinst du mit nicht verifiziert?“, fragte Medina.

„Ich meine, es ist nichts als ein Gerücht“, erklärte Max und schob sich seine große runde Brille den Nasenrücken hoch. „Diese Geschichte scheint mir nicht faktenbasiert zu sein. Was sollte schon Verbotenes in einem Schulkeller versteckt sein?“

Medinas Neugier aber war geweckt. Sie wollte unbedingt wissen, was hinter diesem schwarzen Monstrum von Tür verborgen war.

Kapitel 2

Medina

 

„Deine Neugier wird dir eines Tages zum Verhängnis.“ sagte Medinas Mutter oft. Medina war sehr neugierig. Zum Beispiel hatte sie einmal Eier in der Mikrowelle erhitzt, um zu beobachten was passiert. (Schlechte Idee!). Oder sie hatte überprüft, ob sie an der Regenrinne bis zum Balkon ihrer Wohnung im dritten Stock klettern konnte. (Medina war sicher, sie hätte es geschafft, aber als sie beim zweiten Stock angekommen war, hatten besorgte Nachbarn die Feuerwehr gerufen).

„Das ist nicht Neugier, das ist der Mut einer Abenteurerin. Medina ist mutig wie eine Berberlöwin“, hatte Medinas Vater geantwortet. Medinas Großeltern, die Eltern ihrer Mutter, stammten aus Marokko und gehörten einer Volksgruppe an, die von vielen „Berber“ genannt wurden.

„Berberlöwen sind ausgestorben!“, hatte ihre Mutter gezischt, „Und nenn‘ uns nicht immer „Berber“, das ist diskriminierend, das habe ich schon tausendmal gesagt.“

Und dann hatten sie sich wieder gestritten. Sie hatten sich sehr oft gestritten und irgendwann war ihr Vater ausgezogen. Seitdem sah Medina ihren Vater nur noch am Wochenende. Er holte sie freitags vom Karatetraining ab und danach bestellten sie Pizza, was Medinas Mutter jedes Mal aufs Neue sehr wütend machte, weil sie sehr auf gesunde Ernährung achtete. Sie war Krankenpflegerin auf einer Intensivstation und predigte immer wieder, dass ganz viele Patienten gar nicht auf der Intensivstation gelandet wären, wenn sie sich vorher gesünder ernährt hatten. Aber Medina war sportlich (sie hatte schon den braunen Gurt und sogar Wettkämpfe im Karate gewonnen), da konnte man sich mal eine Pizza gönnen, fand sie. Ihre Mutter hingegen fand, dass Medina weniger Zeit damit verbringen sollte, „auf Boxsäcke und Mitmenschen einzuschlagen“ und mehr Zeit damit, für die Schule zu lernen. Ihr Herzenswunsch war, dass Medina eines Tages Ärztin werden würde. „Weil deine Haare und deine Haut dunkler sind als die der anderen aus der Klasse, musst du dich doppelt anstrengen. So läuft das leider,“ bläute ihre Mutter ihr immer wieder ein. „Du musst es allen zeigen! Du musst Klassenbeste werden!“

Medina hatte keine Lust das beste Kind der Klasse zu werden. Darin war Max der ungeschlagene Champion und Medina wollte kein bisschen wie Max sein, denn der war das, was man landläufig als „Streber“ bezeichnete. Außerdem nannte er Medina nie bei ihrem richtigen Namen, sondern nannte sie wegen ihrer dicken, wilden Locken „Medusa“, und kam sich unheimlich witzig dabei vor. Medusa war eine hässliche Monsterfrau aus einer alten Geschichte, der Schlangen aus dem Kopf wuchsen und bei deren Anblick alle Leute vor Schreck versteinerten. Nicht, dass es nicht praktisch gewesen wäre, die Superkraft zu haben, ätzende Leute zu versteinern. Max wäre der erste, der dann als Statue im verwilderten Schulgarten rumstehen würde.

Schulgarten war das nächste Stichwort im Zusammenhang mit dem Wort „ätzend“.

Medina ahnte nicht, welche Rolle der Schulgarten und die Tür im Keller für die Ereignisse spielen würde, die bald ihr Leben durcheinanderwirbeln sollten.

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